05 Januar 2014

Gespräche - "Kulturelle Hintergründe…"


Kürzlich fragte mich ein Patient "Können Sie mir einen Tai Chi oder Qi Gong Kurs empfehlen?" Er habe im Laufe der Zeit schon einige Kurse in der Region besucht, nur habe er immer festgestellt, dass den Lehrern jeweils tiefgehendes Hintergrundwissen zur Philosophie und Kultur des Ursprungslandes fehle. Er habe sich nie wohlgefühlt und dann damit aufgehört.

Es stimmt schon, dass sehr viel angeboten wird - egal in welchem Bereich, was tiefgehenden Grundlagen entbehrt. So ist es in der TCM wie in anderen Alternativmedizinen, die zum Beispiel aus Fernost kommen, auch. 

Wäre es nicht von grundlegender Bedeutung, wenn ein TCM-Therapeut zumindest einen längeren Chinaaufenthalt oder ein Therapeut der ayurvedischen Medizin einen Indienaufenthalt hinter sich gebracht sollte? Würde es nicht Sinn machen, die philosophischen Ansätze der jeweiligen Medizin zu kennen und zu verstehen bzw. auch mit den kulturellen Gegebenheiten des Ursprungslandes vertraut zu sein? Ja, natürlich ist das von Bedeutung - denn alles andere ist lediglich ein "Wissen vom Wissen"… sehr oft auch nur ein Kopieren vom Kopierten, da Wissen hierzulande sehr oft von Personen vermittelt wird, die ebenso nur aus ihren "Aufzeichnungen" lehren, nicht aber aus ihrer Erfahrung. Ist es denn nicht so, dass Dinge (Lehren) in unseren Breitengraden oft zu etwas gemacht werden, was sie im Ursprung gar nicht sind? Oder dass Personen sich andere Namen zulegen und Kleidung tragen, die nun wirklich nur kulturell bedingt sind….

Natürlich ist alles relativ, denn sind diese Personen besser, die zum Beispiel nach China gehen und sich andauernd über die sogenannten "schlechten Manieren" der Chinesen beschweren? Ob denn "unsere" besser sind? Sie sind doch eigentlich nur "anders" - weder besser noch schlechter. 

Oft wundern sich Asiaten über *unsere* Eigenarten. Hier kann es für uns Ausländer durchaus Sinn machen, sich dessen bewusst zu sein... Eine Begebenheit: Ein deutsches Ärztepaar arbeitete für einige Zeit in der Mongolei, in Ulan Bator. Ihre (erwachsene) Tochter, auch Ärztin, besuchte sie. Nach ihrer Rückkehr wurde sie gefragt, wie sie es in Ulan Bator fand - "So dreckig, unglaublich dreckig…". Tja, was erwartet man? Dass man alles so vorfindet wie es in Europa üblich ist. Mal davon abgesehen, dass es selbst in Europa große Unterschiede gibt… Gerade die Unterschiede sind doch das, was alles so interessant macht, meinen Sie nicht?

Wie ging das Gespräch mit dem Patienten aus? Am Ende fiel mir dann doch noch jemand ein, von dem ich glaube, dass er sehr viel (authentisches) Hintergrundwissen hat. Ich habe ihm dann einen Lehrer empfohlen, der authentische japanische Kampfkunst in Köln vermittelt.

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